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SECHSZUNULL. Pia Mühlbauer - Heiko Herrmann


 

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Ohne Titel, 2008, Öl auf Holz/Mischtechnik © Pia Mühlbauer
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Wege nach draußen, 2010, Öl auf Leinwand © Heiko Herrmann

Dauer: 12. Januar – 9. März 2014

Eröffnung: Sa. 11. Januar 2014, 19 Uhr

Unter dem Titel „SECHSZUNULL“ zeigt die Städtische Galerie Cordonhaus Cham Werke von Pia Mühlbauer (*1953) und Heiko Herrmann (*1953) in einer umfangreichen Schau. Die Ausstellung gewährt spannende Einblicke in das künstlerische Schaffen und präsentiert Malereien und Zeichnungen beider Künstler in einem eindrucksvollen Dialog. Legt Pia Mühlbauer den Hauptakzent auf schwarze Ölpastelle, die sich vor allem mit der sensiblen Ambivalenz zwischen offener und geschlossener Form auseinandersetzen und die zeichnerische Qualität ihres Gesamtwerkes offenlegen, sind dem gegenübergestellt die kräftigen Farbmalereien und Skulpturen von Heiko Herrmann, die den Maler schon von Beginn seiner Laufbahn an prägten und seinen Mut zum Nonkonformismus unterstreichen.

Pia Mühlbauer, die selbst als ihr wesentlichstes Gestaltungsmittel die Zeichnung nennt, fand in der radikalen Reduktion auf dicht oder locker aneinandergesetzte Linienstrukturen, die ideale Ausdrucksform innere Seelenzustände in eine visuelle Sprache zu übersetzen.

Wie der griechische Begriff der Mimesis, der das Vermögen der Nachahmung mittels einer körperlichen Geste beinhaltet, versetzt sich die Malerin in Situationen und Empfindungen und entwickelt daraus eine individuelle Formensprache. Vor allem Landschaft und Natur bieten ihr in frühen Arbeiten ein reiches Repertoire an Bewegungszuständen und lebendigen Rhythmen, die sie formal und farblich aufgreift und deren nachempfundene Wucherungen und wachsende Strukturen sie auf der Bildfläche zu vielschichtigen räumlichen Gebilden komponiert. Die klar gesetzten Linien und zu Flächen verdichteten Formen in Schwarz auf teils unbearbeitetem Untergrund geben den Prozess der in zahlreichen Schichten, langsam entstandenen Gesamtkompositionen preis und damit die einerseits sensible und gleichzeitig kompromisslos eindeutige Herangehensweise der Malerin.

Mitte der 90er Jahre beschreibt Michael Semff, Direktor der Staatlichen Graphischen Sammlungen in München, in einem Katalogbeitrag das vehemente Einsetzen der Farbe bei Mühlbauer nicht mehr nur als malerische Verdichtung, sondern vielmehr als geradezu räumliche Explosion. „Die fast körperlich zu nennende Dynamik artikuliert sich hier – ohne Referenzen an Gegenständliches oder Pflanzenhaft-Biomorphes – als rein abstrakter Vorgang in einer Gestik sich durchdringender bzw. überlagernder Linien.“

Mühlbauers aktuelle Arbeiten, die vor allem auf Studienreisen nach Irland (2012) und Norwegen (2009) entstanden, sind geprägt von den farbigen Eindrücken vor Ort, die die Malerin in Ölpastellen und einer Serie an Aquarellen in selten kräftigen Farbkompositionen inspiriert hat.

Heiko Herrmann, der seine künstlerische Laufbahn als Schüler von Heimrad Prem 1973 begann, bereits während seines anschließenden Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in München, Mitglied des „Kollektiv Herzogstraße“ (1976 – 1981) war, ist mit Cham sowohl über das Museum SPUR als auch mit der Städtischen Galerie eng verbunden.

Auch sein Frühwerk ist – wie das von Mühlbauer und darin liegt der Reiz der Ausstellung – stark geprägt von zeichnerischen Elementen, die entschieden gesetzt sind und räumliche Schichtungen und Verdichtungen im Bild aufbauen. Herrmann entwickelte fortan konsequent ein Formenvokabular, das seine durchwegs abstrakten Kompositionen durchdringt. „Das Arsenal der Formen, das man sich im Laufe der Zeit aneignet - den Buchstaben des Alphabets vergleichbar - sind Bausteine, die den formlosen Farben Halt und Richtung geben. Diese Form und Farbteile versuche ich auf dem Bildträger in Fahrt zu bringen, im zustande eines „wachen Schlafs“, indem ich sie aneinanderreihe, verkante und durch Schichtung zu einem räumliche  Gebilde verdichte, bis ein Eigenleben im Bild erscheint“ schreibt Heiko Herrmann selbst im Katalog von 2007.

Ebenso poetisch wie seine Äußerungen zur Malerei ist die Wahl der Titel im Werk von Heiko Herrmann. Er stellt Verbindungen zur Literatur, zu anderen Kulturen oder Orten her, ohne damit verbindliche Antworten zu liefern wie Andreas Kühne beispielhaft herausgearbeitet hat. Denn letztlich sind „die Farben für ihn das Rohmaterial und gleichzeitig die Träger der labyrinthisch ausufernden Emotionen in Bild“.

Die Gegenüberstellung der Werke von Pia Mühlbauer und Heiko Herrmann in dieser Ausstellung arbeitet vor allem Anknüpfungspunkte im Bereich der Zeichnung aber auch im Umgang mit Farbe und Raum heraus, und zeigt letztlich umso deutlicher die Individualität der künstlerischen Positionen. Die Ausstellung wird kuratiert von Anjalie Chaubal und zeigt rund 90 Malereien, Zeichnungen und Skulpturen.

 

Kurzvita Pia Mühlbauer

1953 geboren am 26. September in Arnschwang 1973 Abitur in Cham 1977 erste Prüfung für das Lehramt an Realschulen, Baden - Württemberg, Freiburg 1977 – 1981 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, München bei Prof. Hans Baschang 1981 Diplom für Freie Malerei und Grafik 1986-1987 Lehrauftrag der Universität Passau, Lehrstuhl für Kunsterziehung 1990    Auszeichnung der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach - Stiftung 1991 erster Preis beim Wettbewerb Künstleraustausch Bayern – Midi Pyrénéés 1994 Staatlicher Förderungspreis für junge Künstler des Freistaates Bayern 1999 bis heute Lehrtätigkeit als Dozentin an der Fachakademie für Holzgestaltung, Cham 2000/2001 Kunst im öffentlichen Raum, Universität Passau (Wettbewerb) 2001-2002 Jahresstipendium des Freistaates Bayern im Internationalen Künstlerhaus, Villa Concordia, Bamberg 2002 Wandzeichnung in der Juristischen Fakultät der Universität Passau 2005 Stipendium des Oberpfälzer Künstlerhauses für Nykarleby, Finnland 2009   Stipendium des Oberpfälzer Künstlerhauses für Trondheim, Norwegen 2012 Arbeitsaufenthalt in Irland „Ballingen Art Center“, Ballycastel

Kurzvita Heiko Herrmann

1953 in Schrobenhausen geboren 1971 – 73 Glasmalerlehre in Neugablonz 1973 – 74 Schüler von Heimrad Prem 1974 – 81 Studium an der Akademie der Bildenden Künste, München 1976 – 81 Mitglied der Künstlergruppe „Kollektiv Herzogstraße“ 1979 Gestaltung der Kulturzeitschrift „ANALLE“ Nr. 7 1981 Realisierung von zwei Super 8 Filmen
über den Prozess der eigenen Malerei 1982 Förderstipendium der Stadt München 1983 Arbeitsaufenthalt in Schweden bei Jörgen Nash 1984 Stipendium der Prinzregent Luitpold Stiftung 1985 Staatlicher Förderpreis für Malerei, Bayern 1986 Arbeitsaufenthalt in Frankfurt, Städelschule; USA Stipendium des Freistaates Bayern in San Francisco 1988 Mitglied der Neuen Gruppe, München 1989 Arbeitsaufenthalt in Vence, Frankreich; Franz-Joseph Spiegler Preis, verbunden mit einem 6-wöchigen Arbeitsaufenthalt in Schloss Mochental 1990 Gastprofessur für Malerei, „Pentiment“ Internationale Akademie für Kunst und Gestaltung, Hamburg 1991 Atelier im Zehentstadel, Pertolzhofen bezogen Stipendium des Freistaates Bayern verbunden mit einem halbjährigen 1993-2013 Organisation und Durchführung des
Künstlersymposiums: “Pertolzhofener Kunstdingertage“ 1994 „Wege aus der Gruppe“ Atelierbesuche bei Dietrich Bartscht, Heiko Herrmann, Armin Saub ein Film von Peter Buchka im BR- Fernsehen 1995 – 96 Studienaufenthalt in der Cite des Arts, Paris 1997 Arbeitsaufenthalt in Marocco 1998 Arbeitsaufenthalt in Cypern  2005 Gründung KUNSTVEREIN PERTOLZHOFEN e.V. 2006 Stipendium in Odessa, Ukraine 2007 Eröffnung der KUNSTHALLE PERTOLZHOFEN 2009 Stipendium, Artcenter Plovdiv, Bulgarien

 

08.01.2014 

weitere Informationen

Kontakt

Städtische Galerie im Cordonhaus
Leiterin Städtische Galerie
Propsteistr. 46
93413 Cham

Telefon:  09971/8579 420
Fax:  09971/8579 8420
anjalie.chaubal@cham.de
Raum:  Cordonhaus

Öffnungszeiten: 

Mi - So + Feiertage:
14.00 - 17.00 Uhr

Do: 14.00 - 19.00 Uhr

geschlossen: Karfreitag, 01.11. (Allerheiligen), 24.12/25.12/31.12 (Weihnachten/Neujahr)

zusätzlich nach Vereinbarung

Der Eintritt ist frei!!

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